Leseprobe aus Kapitel 1: Schloss Büg

Für die kleinen reichsunmittelbaren, also nur dem Kaiser und keinem anderen Territorialherren unterstellten Ritterschaften, war die Ansiedlung jüdischer Bevölkerung eine lukrative Einnahmequelle. Die noch unter den Gotzmann begonnene Ansässigmachung von Juden in Forth ab 1582 wurde von den Bünaus hinsichtlich der finanziellen Ausbeutung perfektioniert. Hatten Juden 1671 etwa 3 Gulden ‚Aufzugsgelder‘ an die Reichsritterschaft zahlen müssen, wenn sie die Gemeinde oder das Herrschaftsgebiet bewohnen wollten oder verließen, so zielte die Bünau’sche Herrschaft auf eine systematische Finanzierungsgrundlage durch die Judenschaft hin.

Die Forther Juden zahlten bis ins 19. Jahrhundert nicht nur Schutzgelder, sondern auch Zoll- und Nachtgeld für übernachtende ausländische Juden in Forth, Opfergulden an Michaelis, Begräbnisgeld, ‚Stolgebühr‘ für den protestantischen Pfarrer, dem bei Judenhäusern die Taufen und Beerdigungen ausfielen, aber auch eigens erfundene Steuern wie das Holzhauergeld und die spezielle Abgabe für Bünaus Jagdhunde. Diese letzte „Steuer“ hatte sich Heinrich von Bünau einfallen lassen. Er verlangte, dass von jedem geschächteten Tier Leber und Nieren in die Büg getragen wurden, um seinen Jagdhunden als Fraß zu dienen.

Nachdem die Ganerben des Rothenbergs 1629 ihre Herrschaft an das Kurfürstentum Baiern und somit auch Forth verkauft hatten, waren die Katholiken des Dorfes schutzlos geworden. Bünau vertrieb die Katho- liken und siedelte bewusst Juden in deren Häuser an, so dass der konfessionellen Entzweiung eine interreligiöse folgte. Trotz der hohen Belastung siedelten sich im 18. Jahrhundert in steigender Zahl jüdische Familien in Forth an und ließen den Weiler zu einem veritablen Handelsort an der Handelsstraße zwischen Nürnberg und Böhmen erwachsen, der um 1750 herum mehr jüdische als christliche Einwohner hatte. Zahlenmäßig am stärksten vertreten waren die jüdischen Mitbürger im Jahr 1829.

Karte mit den Stationen zur jüdischen Geschichte in Forth